In Berlin wären rund 700 Beschäftigte vom AMS-Übernahme betroffen

Osram: Licht an statt aus

01.10.2019 | Der österreichische Halbleiterkonzern AMS hat sein Übernahmeangebot an Osram-Aktionäre erhöht. Kommt die Übernahme zustande, gefährdet dieses Vorgehen die Existenz des gesamten, dann hoch verschuldeten, neuen Unternehmens. Das ist auch für den Berliner Standort eine große Gefahr.

AMS hat sein Angebot zur Übernahme von Osram am Freitag um 6,5 Prozent erhöht. AMS will den Osram-Aktionären nunmehr 41 Euro statt der bisher gebotenen 38,50 Euro pro Aktie zahlen. Entscheiden sich 62,5 Prozent (Annahmeschwelle) der Osram-Aktionäre für dieses Angebot von AMS, startet das neue Unternehmen mit einer gigantischen Verschuldung von 4,5 Milliarden Euro. Das entspricht dem Viereinhalbfachen des Nettogewinns von AMS.

„Diese Verschuldung würde das gesamte Unternehmen bei der gegenwärtig rückläufigen Marktentwicklung von Beginn an in seiner gesamten Existenz gefährden und mit ihm die insgesamt 35.000 Arbeitsplätze von Osram und AMS“, sagt Birgit Dietze, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. Das ist eine Entwicklung, die auch die 700 Berliner Beschäftigten wie die IG Metall besorgt. „Gemeinsam machen wir uns große Sorgen um die Berliner Arbeitsplatz“, sagt sie.

AMS betrachtet Osram als strategische Übernahme, betont Birgit Dietze: „Es geht dem Konzern um die 17.000 Patente, die sie dann flugs nach Singapur auslagern wollen“, kritisiert die Erste Bevollmächtigte. Der Berliner Betriebsratsvorsitzende Thomas Wetzel sieht das ebenfalls kritisch. „Im Grunde müsste es hier einen großen Aufschrei geben, denn es sind in Deutschland entstandene Ideen. Lagern sie erst einmal im Ausland, gibt es aus Deutschland keinen Zugriff mehr darauf“, sagte er im Interview. Der Konkurrent um die Übernahme von Osarm Bain Capital und Carlyle hingegen hat zugesichert, dass die Patente in Deutschland verbleiben.

Die Gefahr ist zudem groß, dass AMS Osram zerschlagen will und sich vor allem für das Halbleitergeschäft OS interessiert. „Ein Interesse für das traditionelle Geschäft, immerhin sind wir bei Auto- und Sensorlicht die Nummer eins, habe ich nicht vernommen, genauso wenig für unser digitales Lichtgeschäft“, kritisiert Thomas Wetzel. Außerdem hat AMS angekündigt, 300 Millionen Euro einsparen zu wollen, gerade auch bei den Personalkosten.

Das fordert die IG Metall
Die IG Metall fordert daher alle verantwortungsvollen Aktionäre, Investoren und Banken von Osram und AMS auf, das Angebot weder anzunehmen noch zu unterstützen. „Wir erneuern als IG Metall unseren Vorschlag – sollte die Zusammenarbeit von Osram und AMS technologisch sinnvoll sein – diesen Schritt durch einen Merger of Equals, also eine Fusion von Gleichen, zu vollziehen“, ergänzt Birgit Dietze. „Hierdurch hätten die Beschäftigten, Aktionäre und Investoren einen gemeinsamen Vorteil, da die Milliardensummen nicht in die immense Schuldentilgung, sondern in Investitionen zur Gestaltung der Transformation fließen könnten.“

 

Von: mn

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