08.10.2020 | Der Weltmarktführer in der hochprofitablen Aufzugsbranche will einen Brand auf dem Berliner Werksgelände nutzen, um Dutzende Beschäftigte zu entlassen. Die wehren sich gegen die Pläne des Managements und bekommen jetzt Unterstützung aus der Berliner Politik.
Sie haben bereits auf dem OTIS-Bahnhof demonstriert und den Abtransport einer Maschine verhindert. Jetzt sind sie mit einer Delegation von 30 Leuten beim Reinickendorfer Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) und dem Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Uwe Brockhausen (SPD), auf offene Ohren für den Erhalt ihrer Produktion gestoßen.
Die OTIS-Beschäftigten überbrachten der Bezirksamtsspitze die neuesten Entwicklungen in der Auseinandersetzung mit dem Management. Das hatte angekündigt, das Herzstück des Berliner Standortes, die Leiterkartenproduktion, nicht wieder aufbauen, nachdem es dort gebrannt hatte. „Mit dieser Entscheidung steht der Standort auf dem Spiel“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Dirk Wüstenberg. „Wir befürchten mittelfristig die Schließung der gesamten Berliner Produktion.“
Bezirksbürgermeister Frank Balzer erteilte etwaigen Erwägungen im Management, die Produktion schließen und das Gelände für lukrativen Wohnungsbau umwidmen und höchstbietend verkaufen zu wollen, eine deutliche Absage. „Auf dem OTIS-Industriegelände Immobiliengewinne erzielen zu wollen, ist aussichtslos“, versicherte Frank Balzer den Otis-Beschäftigten.
Dabei kann das OTIS-Management sowieso nicht so schnell gucken, wie es Geld verdient. Aufgrund des weltweiten Baubooms in den Metropolen in den vergangenen 20 Jahren hat der Weltmarktführer für Aufzüge glänzende Geschäfte gemacht. Die Berliner Produktion hat ihren Teil immer dazu beigetragen. „Eine Industrieperle wie Otis in Berlin, einen kompletten Standort mit Engineering, Konstruktion, Produktion und Vertrieb schließen zu wollen, wäre betriebswirtschaftlich Unsinn“, sagt Andreas Buchwald, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin.
Mit seinem jetzigen Verhalten zieht das Management weiterhin den Zorn der Belegschaft und der Berliner Politik auf sich. Das hat der Besuch beim Bezirksbürgermeister deutlich gezeigt. „In jedem vierten Aufzug, der gebaut wird, steckt Otis drin“, sagt Andreas Buchwald. „Ob es für den Weltmarktführer bei Aufzügen schlau ist, sich das Geschäft mit der öffentlichen Hand in der Hauptstadt Deutschlands weiterhin zu verderben, bezweifle ich. Da ginge viel Geschäft verloren.“
Die Otis-Beschäftigten kündigten an, den Protest gegen die Management-Pläne fortzusetzen.
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