Procter & Gamble

Procter & Gamble und IG Metall einigen sich auf einen Zukunftstarifvertrag

12.07.2023 | Nach fünfmonatigen Verhandlungen verständigten sich Arbeitgeber und IG Metall auf einen neuen Tarifvertrag mit dem Titel „Vision 2030+“. Damit werden Produktion und Beschäftigung am Standort Berlin gesichert.

Warnstreik bei Procter & Gamble (2022)

Es war nicht das erste Mal, dass Arbeitgeber und IG Metall über einen Zukunftstarifvertrag für das Werk von Procter & Gamble in Berlin verhandelten. Ausgangspunkt für die Gespräche und Verhandlungen waren zwei Studien, die die Leitung des US-amerikanischen Konzerns Anfang 2023 ankündigte, die im schlimmsten Fall zu einem starken Arbeitsplatzabbau geführt hätten. Das wollten Werkleitung, Betriebsrat und IG Metall unter allen Umständen verhindern.

Nach fünfmonatigen Verhandlungen verständigten sich Arbeitgeber und IG Metall auf einen neuen Tarifvertrag mit dem Titel „Vision 2030+“. Eine wesentliche Änderung für die Beschäftigten in der Produktion ist die Einführung der 4-Tage-Woche und des Zweischicht-Systems. Der Arbeitgeber forderte eine stärkere Automatisierung in der Fertigung, um die Kosten zu senken. Im Gegenzug investiert der Arbeitgeber in zwei moderne Maschinen, sogenannte FCAMs, am Standort. Damit ist auch sichergestellt, dass wichtige Absatzmärkte – Europa, Mittlerer Osten und Afrika – weiterhin mit hochwertigen Produkten aus Berlin beliefert werden.

Ein wichtiger Erfolg für die IG Metall ist die Sicherung der Beschäftigung. Das Unternehmen sichert 500 Arbeitsplätze, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, verpflichtet sich das Unternehmen, auch zukünftig junge Menschen auszubilden und z.T. nach erfolgreicher Ausbildung zu übernehmen.

Die Beschäftigten verzichten im Gegenzug auf tarifliche Bestandteile. So wird die im Juni 2023 fällige Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen ausgesetzt. Im Mai 2024 werden Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 0,2 % stärker angehoben als im Flächentarifvertrag. Zugleich wird die Arbeitszeit auf 36 Stunden erhöht mit der Verpflichtung zur Rückführung auf die 35 Stundenwoche nach erfolgreicher Umsetzung der Automatisierung in der Fertigung. Kolleginnen und Kollegen, die das Unternehmen verlassen, erhalten großzügige Abfindungspakete.

Stephan Vetter, Tarifsekretär in der Bezirksleitung Berlin – Brandenburg – Sachsen und Verhandlungsführer, zieht ein positives Fazit: „Der abgeschlossene Tarifvertrag sichert nachhaltig den Standort Berlin und die Arbeitsplätze der dortigen Beschäftigten, die nun keine Sorge mehr um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes haben müssen. Gelungen ist das durch eine umfassende Vereinbarung über künftige Produkte, Liefergebiete und die dafür erforderlichen Maschinen und Anlagen. Gleichzeitig wurden bisherige betriebliche Leistungen tariflich abgesichert und zeitlich befristete Abweichungen vom Tarifvertrag vereinbart. Insgesamt ein komplexer aber sehr innovativer Kompromiss in einer sich immer stärker ausdifferenzierenden Arbeitswelt, in der die IG Metall abermals zukunftsgerichtete Handlungsfähigkeit beweist.“

Thomas Weber von der IG Metall Berlin ergänzt: „Für die Beschäftigten von Gillette ist ‚Made in Berlin‘ mehr als ein Werbespruch. Sie identifizieren sich stark mit dem Standort und den Produkten. Mit dem Tarifvertrag ist das Werk von Procter & Gamble gut für die Zukunft aufgestellt.“

Ohne eine starke IG Metall-Basis bei Procter & Gamble in Berlin wäre das Verhandlungsergebnis nicht möglich gewesen. Vor diesem Hintergrund haben IG Metall-Mitglieder einen verbesserten Zugang zu den acht Tariflichen Freistellungstagen (T-Zug-Tage).

Der Tarifvertrag hat zunächst eine Laufzeit bis Sommer 2028. Wird er nicht gekündigt, kann er um jeweils zwei Jahre verlängert werden. Die IG Metall-Tarifkommission votierte einstimmig für die Annahme des Verhandlungsergebnisses.

Von: Thomas Weber

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