Siemens Dynamowerk

Protest gegen die Abspaltung des Dynamowerks in München

05.05.2022 | Am 9. Mai werden Siemens-Beschäftigte in München um 14.00 Uhr am Wittelsbacherplatz gegen die geplante Ausgliederung des Bereichs Large Drive Applications (LDA) aus dem Konzern protestieren. LDA heißt übersetzt elektrische Großantriebe. In Berlin wären von einer Abspaltung rund 400 Beschäftigte betroffen. Die Beschäftigten fordern den Verbleib der Einheit im Konzern.

Siemens-Protest im Februar in Berlin - Foto: Christian von Polentz/transitfoto.de

Siemens-Beschäftigte mit Busch-Plastik unterwegs am 1. Mai in Berlin - restliche Fotos: IG Metall

Die seit September 2021 geplante Ausgliederung der Large Drive Applications aus der Siemens AG fährt sich immer stärker fest. Die Gespräche mit dem Siemens-Management kommen nicht voran, zudem hat das Management bislang keine Bereitschaft gezeigt, angesichts der aktuellen geopolitischen Veränderungen (Rohstoffgrundversorgung und des Krieges in der Ukraine), eine Neubewertung der Entscheidung vorzunehmen.

Die IG Metall ruft daher für den 9. Mai um 14 Uhr im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung - erstmals seit gut 10 Jahren - zu einer Kundgebung auf dem Wittelsbacherplatz in München auf.

Außerdem werden die Siemens-Beschäftigten einige tausend Postkarten mit dem Motto „Siemens rette die Welt“ vor der Konzernzentrale dem  Management überreichen. Schon am 1. Mai machten die Beschäftigten des Siemens Dynamowerks in Berlin aufmerksam mit der Botschaft: „Wir fordern den Verbleib im Konzern!“ Mit dabei war auch der Vorstandsvorsitzende Roland Busch. Mit einer Hand an einer Sprengzündung saß er während der Aktion als überlebensgroße Plastik auf einem LDA-Motor. Der Vorstandsvorsitzende wird am Montag als Plastik vor Ort in München sein.

„Im Dynamowerk arbeiten viele Kolleginnen und Kollegen mit einem großen Fachwissen. Hier werden Elektromotoren für die Grundstoffindustrie produziert, die beispielsweise in der Stahlindustrie und beim Schiffsantrieb eingesetzt werden“, erklärt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Bei den ökologischen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, brauchen wir Alternativen zu den Antriebstechnologien. Diese können und sollten wir vor Ort entwickeln und mit der Digitalisierung verknüpfen. Unsere Erfahrung mit Siemens ist, dass nach einer Abspaltung der Verkauf kommt. Daher warten wir nicht ab, was passiert. Sondern: Die Zukunft gestalten wir!“

Auch der Betriebsratsvorsitzende Predrag Savic wird am Montagmit dabei sein in München. Er hält die Entscheidung zur Verselbständigung für falsch. „Eine Ausgliederung zieht meist einen Verkauf nach sich. Als Belegschaft haben wir hart gearbeitet, um die wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern. Das Dynamowerk schreibt schwarze Zahlen. Die Kolleginnen und Kollegen verstehen die Entscheidung des Vorstands nicht. Für die Beschäftigten ist klar: Themen wie beispielsweise Tarifverträge, Altersteilzeit oder auch Standort- und Beschäftigungssicherung sind für uns nicht verhandelbar. Wir haben hier im Werk schon viel erlebt und wir können kämpfen.“

Matthias Reifenberger, Vertrauenskörperleiter im Dynamowerk ergänzt: „Durch große Umstrukturierungen in den letzten Jahren sind bei uns im Werk viele Arbeitsplätze verloren gegangen. Jetzt sind die Sorgen um die Zukunft und eine große Unsicherheit zurück bei den Kolleginnen und Kollegen. Wir werden uns nicht kampflos verkaufen lassen.“

Hintergrund:
Das Siemens Dynamowerk stellt in Berlin mit rund 400 Beschäftigten große Hochleistungsmotoren her. Dies sind Elektromotoren mit 100 Megawatt-Leistung in Größe von Einfamilienhäusern beispielsweise für die Stahlindustrie und für den Schiffsbau. Das Siemens-Werk gilt als Keimzelle des Konzerns und wurde 1906 in Berlin gegründet. 2017 sollte die Fertigung im Werk stillgelegt werden. Nach harten Auseinandersetzungen wurden 400 von 700 Arbeitsplätzen erhalten.

 

Von: aw

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