16.11.2022 | Für die Beschäftigten von Biotronik SE und Biotronik Corporate Services war es heute der erste Warnstreik in einer Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Rund 300 Kolleginnen und Kollegen waren dem Aufruf der IG Metall gefolgt und haben am Mittag die Arbeit niedergelegt. Sie forderten 8 Prozent und zeigten dem Arbeitgeber die Rote Karte.
Vor dem Warnstreik gab es einige Aufregung bei BIOTRONIK. Das Management hatte Beschäftigte angewiesen, sich für die Teilnahme am Warnstreik auszustempeln und bei ihrem Vorgesetzten zu melden. Daraufhin hatte die IG Metall Berlin den Arbeitgeber informiert, dass wegen einer Teilnahme am Warnstreik keine Pflicht zum Abmelden aus dem betrieblichen Zeiterfassungssystem besteht. Dies hat das Bundesarbeitsgericht in seiner Entscheidung vom 26.7.2005 (1 AZR 133/04) deutlich gemacht. Ebenso wenig müssen sich Beschäftigte beim Vorgesetzten abmelden, wenn sie dem Aufruf zum Warnstreik folgen.
"Die Kolleginnen und Kollegen aus der Fertigunghaben zwei herausfordernde Jahre hinter sich, in denen sie unter Pandemie-Bedingungen trotzdem volle Leistung gebracht haben", sagte Thomas Weber, Poltischer Sekretär IG Metall Berlin. "Daher fordern sie sehr klar 8 Prozent."
Das Berliner Medizinunternehmen BIOTRONIK mit Sitz in Neuköln beschäftigt weltweit rund 6.000 Kolleginnen und Kollegen. Hergestellt und entwickelt wird kardiologische Medizintechnik. Dazu zählen Herzschrittmacher, Stents und implantierbare Defibrillatoren und telemedizinische Dienstleistungen rund um das Herz eines Menschen. Das Unternehmen wurde 1963 in Berlin gegründet. In den letzten Jahren wurden allerdings Stück für Stück Arbeitsplätze am Stammsitz Berlin ins Ausland verlagert.In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen weitere Teile der Elektrodenfertigung und -entwicklung nach Singapur gehen, berichtete das Neue Deutschland am 15. November 2021. Das betrifft rund 200 Arbeitsplätze.
„Wir rufen am Donnerstag mehr Betriebe als geplant auf, um den Arbeitgebern klar zu machen, dass alle für mehr Warnstreiks und Aktionen bereit sind, wenn kein verhandelbares Angebot in Baden-Württemberg auf den Tisch gelegt wird“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Die Arbeitgeber haben jetzt eine Chance, sich mit uns am Verhandlungstisch zu einigen. Wenn das nicht gelingt, sind wir bereits auf die 24-Stunden-Warnstreiks vorbereitet.“
Die IG Metall fordert für die rund 100.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg – davon 70.000 in Berlin – eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 8 Prozent.