21.09.2022 | Mit einer starken Aktion vorm Verhandlungsort haben die Metallerinnen und Metaller aus Berlin und Brandenburg ordentlich Druck gemacht für ihre Forderung nach acht Prozent mehr Geld. Das ist auch nötig. Wie schon in Sachsen zeigten die Arbeitgeber in der ersten Verhandlungsrunde, dass sie von alleine keinen Cent herausrücken werden.
Mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen waren am Mittwochmorgen zum Verhandlungort, dem Berliner Hotel Palace in der Nähe vom Kudamm, gekommen. Und sie machten ordentlich Lärm für die Fernsehkameras und Radiomikros draußen und für die Arbeitgeber drinnen im Hotel. Nach dem beeindruckenden Tarifauftakt in Leipzig die nächste kraftvolle Aktion für die acht Prozent!
Bei den Verhandlungen bestätigte sich schnell die Erwartung, dass die Arbeitgeber ganz ohne Lohnerhöhung davon kommen wollen. Freundlich im Ton war es, aber in der Sache gab es keine Bewegung. Bezirksleiterin und Verhandlungsführerin Irene Schulz machte klar, dass sich dies bei der nächsten Verhandlung am 6. Oktober ändern muss. Dann müssen die Arbeitgeber ein Angebot für eine deutliche Lohnerhöhung vorlegen. „Die hohen Preissteigerungen belasten die Beschäftigten so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr", betonte Irene Schulz. „Viele wissen nicht mehr, wie sie im Winter ihre Rechnungen bezahlen sollen. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen jetzt eine klare Perspektive für einen Tarifabschluss, der ihre Kaufkraft stärkt."
Die Arbeitgeber beließen es zum Auftakt dabei, die wirtschaftliche Lage der Unternehmen als dramatisch zu beschreiben. In der Pressemitteilung ihres Verbandes VME sagte Stefan Moschko, Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME): „Angesichts immer weiter steigenden Energiekosten stehen zahlreiche Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. Inflation, Lieferausfälle und wachsende Unsicherheit durch den Krieg kommen hinzu. In einer solchen Lage ist ein Lohnaufschlag von acht Prozent ein Ding der Unmöglichkeit.“
Doch die IG Metall hält dagegen. „Für Untergangsszenarien gibt es keinen Grund", stellte Bezirksleiterin Irene Schulz klar. „Natürlich sehen wir die Risiken auch für die Unternehmen etwa durch die Gasknappheit und die hohen Energiepreise. Die Wirtschaft insgesamt aber ist stabil. Und sie braucht jetzt dringend eine Stärkung des Konsums durch ordentliche Tarifabschlüsse." Das beste Mittel gegen eine Rezession ist jetzt, die Kaufkraft und damit die Nachfrage zu stärken. Denn der private Konsum ist das einzige, was derzeit noch läuft in der Wirtschaft. Dafür braucht es aber eine ordentliche Tarifsteigerung.
Irene Schulz erlärte weiter: „Wir haben immer gesagt: Die Tarifpolitik kann die Belastungen durch eine so hohe Inflation wie derzeit nicht alleine ausgleichen. Auch der Staat muss die Beschäftigten unterstützen. Einiges ist bereits erreicht. Die Politik hat größere Entlastungen auf den Weg gebracht und wichtige Vorschläge der IG Metall umgesetzt. Die IG Metall setzt sich mit Nachdruck für Nachbesserungen am dritten Entlastungspaket ein, etwa durch einen Gaspreisdeckel. Aber auch der Staat kann dem rasanten Verlust an Kaufkraft nicht alleine entgegenwirken. Auch die Arbeitgeber sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen.“
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