16.10.2020 | Am 15. Oktober ist der Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachen in die Tarifrunde gestartet. Die Tarifkommission hat mögliche Forderungen diskutiert. Ganz oben auf der Liste stehen Beschäftigungssicherung, Entgelt und die Angleichung der Arbeitszeit im Osten.
Die erste Sitzung der Tarifkommission fand an diesem Donnerstag in hybrider Form statt, sprich virtuell und als Präsenzveranstaltung. Auf der Tagungsordnung stand die Debatte über mögliche Forderungen für die 300.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk. Klar ist: Die Tarifrunde muss einen Beitrag zur Beschäftigungssicherung leisten und zugleich zur Stabilisierung der Nachfrage und damit der Binnenkonjunktur beitragen.
„Die Situation in der Metall- und Elektroindustrie ist momentan uneinheitlich“, sagte Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Es gibt Unternehmen, die wirtschaftliche Schwierigkeiten haben und in denen Beschäftigte in Kurzarbeit sind. Auf der anderen Seite gibt es solche, die unter Volllast laufen und in denen uns die Beschäftigten signalisieren, dass es sogar Wochenendarbeit gibt."
Ein mögliches Wahlmodell für eine Vier-Tage-Woche mit Teillohnausgleich könnte hierauf eine Antwort sein. Ein solches Modell, so argumentierten einige, könne zur Entlastung der Beschäftigten einen Beitrag leisten. Die hohe Inanspruchnahme des 2018 erkämpften tariflichen Zusatzgeldes (T-ZUG), das in freie Tage umgewandelt werden kann, zeige den deutlichen individuellen Wert freier Zeit in einer beschleunigten Arbeitswelt.
Die Tarifkommission hat auch über eine materielle Forderung diskutiert. Hier wurde deutlich, dass ohne materielles Volumen die Zukunft nicht gestaltet werden kann. „Gerade in den Betrieben, in denen auch während des Corona-Lockdowns weitergearbeitet wurde, erwarten die Beschäftigten Entgelterhöhungen“, erklärte die Verhandlungsführerin Birgit Dietze.
Neben der Entgeltentwicklung und der Beschäftigungssicherung spielte das Thema Angleichung der Arbeitszeit eine wichtige Rolle. „Gerade haben wir 30 Jahre Deutsche Einheit gefeiert“, so Birgit Dietze. „Die Diskussion unserer Mitglieder zeigt, dass das Thema Angleichung überfällig ist. Unsere Belegschaften arbeiten in modernen, hochproduktiven Werken immer noch 38 Stunden pro Woche und damit unbezahlt drei Stunden mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen im Westen. Wir tragen eine gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung.“
Auch über die Themen Übernahme der Auszubildenden und tarifliche Regelungen für dual Studierende diskutierte die Kommission. Vertreter der Jugend unterstrichen dabei klar, dass eine tragfähige Übernahme von Auszubildenden und dual Studierenden das Fachkräftepotenzial von morgen sichert.
Vor diesem Hintergrund wird die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen in den kommenden Wochen intensiv weiter darüber diskutieren, wie unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Situation, der wirtschaftlichen Lage der Metall- und Elektroindustrie sowie der strukturellen Herausforderungen in der Branche die materielle Forderung für die Tarifrunde aussieht. Die Tarifkommissionen in den Bezirken beschließen am 17. November 2020 das Forderungspaket.
Stimmen zur neuen Tarifrunde findet Ihr beim Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen.