Trotz wichtiger Märkte und erfahrenem Team:

Trotz wichtiger Märkte und erfahrenem Team: Nokia-Management gibt Standorte Berlin, Hamburg und Leipzig auf

28.07.2020 | Die Beschäftigten von Nokia Nordost verkaufen Sicherheitstechnik für die Digitalisierung der Zukunft und beraten Ministerien und DAX-Konzerne in sicherheitsrelevanter Kommunikationstechnik. Trotzdem meint das Nokia-Management, auf seine Standorte in den zwei größten deutschen Städten Hamburg und Berlin sowie Leipzig verzichten zu können und schließt sie zum Ende des Jahres – 100 Beschäftigte stehen vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes.

Die Mannschaft der Nokia Sales and Service GmbH, Region Nordost hat über Jahrzehnte Industrie- und Regierungskunden zu IT und Telekommunikationsnetzen beraten und kennt das gesamte Spektrum der Kommunikationstechnik: von der einfachen Telefonleitung über das Glasfasernetz für Industrie 4.0 bis hin zum 5G-Netz. Einige haben ihr ganzes Berufsleben im Unternehmen verbracht.

Man sollte meinen, es wäre ein Schatz, wenn man mit solchen Beschäftigten sein Geschäft am Markt platzieren kann – noch dazu auf so wichtigen Märkten wie Berlin und Hamburg, den beiden größten deutschen Städten, oder Leipzig als zentralem Wirtschaftsstandort im aufstrebenden Teil Ostdeutschlands. In der Digitalisierung des Alltags geht es darum, sichere Netze aufzubauen, die nicht nur den Geheimhaltungsbedürfnissen von Ministerien und international agierenden Unternehmen dienen. Nur erfahrenen und zuverlässigen Expertinnen und Experten wird es gelingen, die in Zukunft alltägliche Kommunikation zwischen Millionen vernetzten Fahrzeugen, intelligenten Kühlschränken und virtuellen Assistenten sicherzustellen.

Das sieht das Nokia-Management anscheinend anders. Es hat nun verkündet, Nokia-Nordost zu schließen und den Großteil der rund 100 Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. „Aus unternehmerischer Sicht macht das wenig Sinn“, sagt Sven Burat, der Betriebsratsvorsitzende. „In Berlin fragen Unternehmen und Ministerien, in und um Hamburg und Leipzig diverse große Unternehmen unsere Dienstleistungen nach.“ Nokia verlöre damit, so Sven Burat weiter, einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber den beiden großen Weltmarktkonkurrenten Ericsson und Huawei.

Daher denken Betriebsräte und IG Metall, dass es dem Management schlicht darum geht, Kosten einzusparen, indem es die jetzige gut verdienende und erfahrene Belegschaft vor die Tür setzt und perspektivisch gegen eine jüngere und günstigere Mannschaft austauscht oder die Arbeit ins günstigere Ausland verlagert. „Dafür spricht, dass im Management Entwicklungs- und Qualifizierungskonzepte diskutiert werden, mit denen vor allem junge Menschen gewonnen und an das Unternehmen gebunden werden sollen“, sagt Regina Katerndahl, Mitglied im Aufsichtsrat von Nokia und Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.

„Wenn einem der führenden IT-Unternehmen in Zeiten von Transformation und Digitalisierung nichts anderes einfällt, als sich aus drei wichtigen Metropol-Regionen zurückzuziehen, kann das mit Sicherheit nicht das richtige Signal an potentielle Kunden sein. Das bereitet uns auch Sorgen für die verbleibenden Kolleg*innen von Nokia“, sagt Gabriele Hanke, die zuständige Betriebsbetreuerin der IG Metall Hamburg.

Für die Beschäftigten geht eine Ära jahrzehntelang erfolgreicher Kommunikationstechnik zu Ende, für einige wird es gar das ungewollte Ende der eigenen Erwerbsbiografie werden. Das Management kann sich ins Geschichtsbuch schreiben, dafür die Verantwortung zu tragen und diese Ära zu Grabe getragen zu haben.

Für Rückfragen: Regina Katerndahl (IG Metall Berlin, 0160.5331792), Gabriele Hanke (IG Metall Hamburg, 040.284086-235)

Von: igm

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