Am Montag beginnen die Warnstreiks in Berlin

„Entscheidendste Tarifrunde der letzten 40 Jahre“

27.02.2021 | Corana wirkt als Brandbeschleuniger der Transformation. Die Arbeitgeber wollen die Gunst der Stunde nutzen, um die Beschäftigen mit einer langen Nullrunde abzuspeisen. Einige Unternehmen greifen zudem Industriearbeitsplätze massiv an, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter im Video. Deshalb wird es ab Montag Warnstreiks geben, deshalb ruft er auf, sich massiv an allen Aktionen zu beteiligen. Denn es geht um viel.

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Die Corona-Pandemie kommt den Arbeitgebern gerade recht. Mit ihr begründen sie, warum die Beschäftigten eine Nullrunde hinnehmen sollen und das über eine sehr lange Laufzeit hinweg. Dafür bieten sie nichts an. Dabei waren es die Beschäftigten, die in der Produktion und im Homeoffice ihren Laden am Laufen gehalten haben. Viele Unternehmen haben gut verdient in der Krise.

Darüber hinaus reden die Arbeitgeber Tarifverträge generell schlecht und stellen sie hin, als wären es Produkte der 1970er Jahre. Doch Tarifverträge sorgen dafür, dass von der sozialen Marktwirtschaft noch irgendetwas übrigbleibt in diesem Land. „Tarifverträge sind der Garant für Gerechtigkeit und dafür, dass Beschäftigte regelmäßig mehr Geld bekommen und die auch die Arbeitszeit regeln“, sagt Jan Otto. Denn nichts ist unsinniger als 40 oder sogar wieder mehr Stunden zu arbeiten in der Woche, denn das hat mit Produktivität nichts zu tun. Am liebsten würden die Arbeitgeber auch hier das Rad zurückdrehen.

Es geht um die Zukunft der Industrie in der Stadt

„Für Berlin geht es um nicht weniger als die Zukunft der Industrie in der Stadt“, sagt Jan Otto. Nicht nur in dieser Tarifrunde, sondern auch in den nächsten Jahren. In Berlin treiben einige Arbeitgeber den Abbau der Industriearbeitsplätze voran, um sie dann in andere Länder zu verlagern. So will Siemens Energy weite Teile seiner Fertigung nach Ungarn und Asien verlagern, Daimler ebenfalls. Eine Vorliebe entwickeln die Vorstände für Länder mit autoritär regierenden, gewerkschaftsfeindlichen Regierungen wie in Ungarn oder China.

Kundgebung am 1. März 2021 – 12 Uhr, Rotes Rathaus

Gegen diese Bestrebungen werden am Montag, den 1. März 2021 um 12 Uhr Beschäftigte von Francotyp Postalia – da will der Arbeitgeber ebenfalls Arbeitsplätze abbauen –, Siemens Energy, Siemens, Daimler und anderen Unternehmen für den Erhalt der Industriearbeitsplätze demonstrieren. Die Betriebsratsvorsitzenden vom Siemens Gasturbinenwerk und Daimler, Günter Augustat und Michael Rahmel, werden zusammen mit Jan Otto und Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, im Anschluss mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller über die Industriepolitik in der Stadt sprechen.

Klar ist: Berlin hat gute Voraussetzungen in der Transformation. In der Hauptstadt vibriert die alte und die neue Welt, entwickeln Beschäftigte Hightech-Produkte in den unterschiedlichsten Feldern, die in Berlin auch produziert werden. Die bunte Vielfalt aus Start-ups, Forschungsinstituten, Hochschulen und eben auch der Industrie sind eine gute Basis für die Zukunft.

Gestaltungsmacht der Beschäftigten stärken - Mitglied werden

Dafür aber müssen auch gute und faire Bedingungen herrschen. Deshalb ist diese Tarifrunde so wichtig, sagt Jan Otto: „Sie ist die entscheidendste Tarifrunde der letzten 40 Jahre.“ Für ihn ist klar: Berlin wird immer auch eine Stadt der Industrie sein.

Das bekommt man jedoch nicht geschenkt. Deshalb ruft er alle Beschäftigten dazu auf, sich massiv an den Aktionen zu beteiligen. In diesem Konflikt gehe es nicht darum, sich ein wenig mehr leisten zu können, sondern darum die Bedingungen für die Zukunft zu gestalten. „Dafür benötigen wir als IG Metall eine starke Verhandlungsoption. Tretet deshalb in die IG Metall ein, damit wir gemeinsam mehr durchsetzen können“, sagt Jan Otto.

Von: Michael Netzhammer

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