Am Montag große Siemens-Demonstration – die letzte Eskalationsstufe rückt näher:

„Wir erwarten konstruktive Verhandlungen – und keine Flucht in die Einigungsstelle“

19.08.2021 | Die Führungsspitze von Siemens Energy hat die Verhandlungen über den von ihr geplanten Rauswurf von 750 Beschäftigten und damit die Schließung ganzer Produktionseinheiten am Standort Huttenstraße platzen lassen und die Einigungsstelle angerufen. Mit dem Abwracken so zentraler Produktionseinheiten wie Spezialgehäuse- und Brennerfertigung sowie der Reduzierung von Supportfunktionen und des Services läutet das Management das Ende des Gasturbinenwerkes am Standort Berlin ein. Dagegen wehren sich Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall mit allen Mitteln: am Montag mit einer kraftvollen Demonstration vor der ersten Sitzung der Einigungsstelle.

Klare Ansage: Zukunft oder Widerstand

„Die Einigungsstelle anzurufen ist ein Armutszeugnis und eine klare Provokation, die wir nicht hinnehmen werden“, kommentiert Jan Otto, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, das Beharren des Siemens Energy-Vorstandes, weiterhin 750 Arbeitsplätze im Berliner Gasturbinenwerk streichen zu wollen. Trotz monatelanger Gespräche weigert sich das Management, über die vom Betriebsrat entwickelten Zukunftskonzepte ernsthaft zu verhandeln und die Arbeitsplätze zu erhalten.

Mit derzeit etwa 3.500 Beschäftigten ist das Gasturbinenwerk der größte Industriebetrieb Berlins. Schätzungen zufolge hängen an den 750 Industriearbeitsplätzen, die der Vorstand streichen will, weit mehr als 1.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern in der Region.

Auch wegen dieser kräftigen Auswirkungen auf die Region haben sich zahlreiche Politiker*innen – von den beiden Berliner Bürgermeisterkandidaten Kai Wegener (CDU) und Bettina Jarrasch (Bündnis 90/Die Grünen) bis hin zu Bundestagsabgeordneten wie Klaus Mindrup (SPD) und dem SPD-Landesvorsitzenden Raed Saleh – deutlich für den Erhalt der Arbeitsplätze im Gasturbinenwerk ausgesprochen.

„Gasturbinen aus der Huttenstraße sichern heute die Energiewende und können morgen sehr emissionsarm mit Wasserstoff weltweit große Mengen Energie produzieren – und zwar zunehmend emissionsneutral und damit klimafreundlich“, sagt Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. Daher ist das Berliner Gasturbinenwerk ein Standort für Zukunftstechnologie im großen Maßstab.

Über 1.000 Gasturbinen hat das Gasturbinenwerk Berlin in den vergangenen Jahrzehnten für Kunden in 60 Ländern produziert. „Das Potenzial, allein diese Turbinengiganten im Service in den kommenden Jahren zu optimieren und auf immer höhere Wasserstoff-Eignung und niedrigste Emissionen umzurüsten, ist immens. Es ist wirtschaftlich und klimapolitisch attraktiv für schnelle leistungs- und frequenzstabilisierende Energiebereitstellung, trägt kräftig zu einer emissionsarmen Energiewirtschaft weltweit bei und sichert wertvolle Berliner Industriearbeitsplätze“, sagt Thomas Prantz, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im Gasturbinenwerk.

Der Vorstand von Siemens Energy ignoriert die glänzenden Zukunftschancen des Werkes. Er will die Fertigung dieser innovativen Technologien in Billiglohnländer verlagern und dafür insgesamt 750 Berliner Industriearbeitsplätze streichen. Die Gespräche mit Betriebsrat und IG Metall hat das Management vor kurzem für beendet erklärt, um anschließend die Einigungsstelle anzurufen. Diese tagt am Montag zum ersten Mal. 

„Wir geben die Kolleginnen und Kollegen nicht kampflos auf“, sagt Jan Otto. „Wir greifen jetzt auf allen Ebenen an. Wenn es sein muss, nutzen wir auch die Mittel des Arbeitskampfs. Siemens Energy hat nun eine letzte Chance, sich mit uns an einen Tisch zu setzen und einen Weg abseits der Einigungsstelle zu beschreiten. Wir sind offen für Gespräche. Schlägt man unsere Offerte jedoch in den Wind, werden wir eskalieren, wie es nur die IG Metall kann.“

Kommt alle zur Demo am kommenden Montag, 23.8., um 12:00 Uhr vor dem Dorint-Hotel in der Augsburger Straße 41. Dort tagt die Einigungsstelle und wir wollen allen Teilnehmer*innen zeigen, wie zentral das Gasturbinenwerk für die Berliner Industrie ist.

Die Siemensianer*innen werden per U-Bahn, Rad und zu Fuß gemeinsam vom Werk aus anreisen. Wir erwarten viele hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer.  Demoaufruf und Route findet Ihr hier.
Gemeinsam schaffen  wir alles – auch den Erhalt des Gasturbinenwerkes!

 

Von: Jörn Breiholz

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